Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde unseres Wirtschaftsrings,
Am 2.11.2015 um 19:30 Uhr laden wir alle Mitglieder von ROLAND-Regional Wirtschaftsring e. V. zu einem Konvent in den Klubraum der Weserterrassen Osterdeich 70, 28205 Bremen, ein.
Als vor 14 Jahren der ROLAND gegründet wurde, stand die Euroeinführung als Bargeld gerade bevor. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung. Und dann eine andere Währung? Wir sprachen deshalb von „Komplementärwährung“ neben dem Euro.
Heute, nachdem wir wissen, was vereinigte Währungsräume anrichten, nach der Finanzkrise, der Eurokrise, nachdem wir wissen, wie die Gläubiger mit Griechenland umsprangen und umspringen, reicht es nicht, in dieser Welt nur ein anderes Geld daneben zu stellen, auch wenn wir schon damals Vorstellungen über eine weitere Entwicklung hatten.
ROLAND ist nicht mehr nur Regionalwährung!
Die „Verwaltung“ einer Regionalwährung konnte sich im Hintergrund halten. Wenn wir aber in eine Gemeinwirtschaft eintreten, die dem Gemeinwohl mit dem Miteinander als wesentlichem Kriterium verpflichtet ist, dann gilt es, genau diesen Vorgang zu diskutieren und allgemein zu tragen.
Es geht nicht darum, wie wir die Welt des neoliberalen Verwertungsinteresses des Kapitals so strukturieren, dass alles gut wird. In diesem Zusammenhang wird nichts gut! Es ist notwendig, regional ein System zu erhalten bzw. aufzubauen, das krisensicher die Versorgung der Bevölkerung regional gewährleistet. Das gilt es einer zunehmenden Abhängigkeit von übernationalen Ketten entgegen zu stellen.
Wir sind eine Vereinigung, die nach den Grundsätzen handelt:
- Wir respektieren die Würde unserer Mitmenschen.
- Wir sind solidarisch mit unseren Mitmenschen,
- Wir wirtschaften nachhaltig, sodass unsere Kinder bessere, mindestens gleiche Bedingungen für ihr Leben vorfinden.
- Die Entscheidungen über die Gestaltung des Lebens werden von den Menschen direkt getroffen.
Wir stellen uns bei unserem Tun die Frage: Was ist für alle das Beste?
Wir stehen in dem Prozess, aus dem juristischen Konstrukt des Kontokorrentvereins (§ 355 HGB) eine lebendige Organisation entstehen zu lassen. Wir stellen etwas Neues neben das, was ist und soviel Probleme erzeugt, nicht dagegen, in aller Stille!
Was gehört dazu?
- Natürlich steht im Mittelpunkt die Verrechnung. Wir müssen uns versorgen können, ohne den Gesetzmäßigkeiten des Euros zu unterliegen.
- Wer als kleiner Selbständiger zu investieren versucht, wird bei den Banken sehr schnell an seine Grenzen stoßen. Wir Mitglieder haben die Möglichkeit, das zu finanzieren, was wir für uns brauchen.
- Wir haben dieses Leben im Konsumrausch derartig im Kopf, diese Selbstverständlichkeit des Gegeneinanders im Wirtschaftsleben und auch im Umgang miteinander! Wenn wir das verändern wollen, benötigen wir neben der Verrechnung und der Finanzierung inhaltliche Veranstaltungen. Wir benötigen finanzielle Mittel für, nennen wir es einmal, Bewusstseinsarbeit.
- Am letzten Wochenende war die TTIP-Demo in Berlin! 250.000 TeilnehmerInnen. Genial, oder? Wie stehen wir zu solchen Aktionen, zu Petitionen, zu Kontakten mit Abgeordneten, zu Beziehungen zur politischen Elite? Wir wollen doch nur etwas daneben stellen! Wie stehen wir zu der direkten Solidarität auf der Straße? Das gilt es zu diskutieren.
- Der Gedanke der Mitgliederhöfe hat eine ganz besondere Bedeutung. Der Bauer stellt seine Produkte in die Scheune und die Mitglieder nehmen sich, was sie brauchen, ohne zu bezahlen. Dafür sagt der Bauer, was er für die Produktion und seinen Lebensunterhalt benötigt. Das erhält er von den Mitgliedern. Die Existenz des Bauern und das Überleben der Mitglieder sind sichergestellt. Das Phänomen ist, dass es keinen Tauschwert gibt! Die Produkte haben keinen Preis! Es wird produziert und genommen, was gebraucht wird, die Produkte haben lediglich einen Gebrauchswert. Lässt sich dieser Gedanke ausweiten?
- Was hören wir immer: Die Verbraucher sind Schuld! Solange sie bei Aldi kaufen sagen sie: Tu‘s noch einmal, Albrecht! Die Verbraucher, d. h. die Arbeitskräfte, die die Gewinne der Unternehmen herstellen, sind jetzt auch noch Schuld daran, dass dieses System funktioniert? Da kann irgendetwas nicht stimmen! Und trotzdem haben wir Entscheidungsmöglichkeiten! Ist das, was ich jetzt gerade tue, das Beste für alle? Stellen wir uns diese Frage im Alltag? Verhalten wir uns menschenwürdig? Solidarisch? Nachhaltig? Demokratisch?
Unser Wirtschaftsring ist mehr als ein Regionalgeld geworden. Und genau deshalb müssen wir darüber sprechen.