Gedanken zum Thema "Für eine Renaissance der Schule"
Warum?
Das global herrschende neoiliberale Wirtschafts- und Finanzsystem zielt auf die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, so auch des Bildungswesens. In diesem Sinne soll Bildung im Wesentlichen Anpassung sein: Anpassung an das Modell des homo oeconomicus, der Bildung als eine Form des Kapitals betrachtet, den Schüler als "Rohmaterial" und den Lehrer als "Produktionsfaktor". Letztlich geht es um Anpassung an einen ökonomischen Imperialismus, an eine unipolare Weltordnung.
Hinter solchen Behauptungen stehen Tatsachen. So sagte der frühere FDP-Generalsekretär Christian Lindner 2010, Bildung habe den Menschen "lebensfähig für den Markt" zu machen. Und die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sprach es schon in den 60er Jahren deutlich aus:
"In der Schule soll jener Grundsatz von Einstellungen ...geschaffen werden, der eine Nation dazu bringt, sich um den Fortschritt zu bemühen, wirtschaftlich zu denken und zu handeln. Das bedeutet nicht weniger, als dass Millionen Menschen von einer Lebensweise losgerissen werden sollen, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden das Lebensmilieu ausmachte. Alles was bisher in Schule und in der Erziehung in diesen Ländern geleistet wurde, verfolgte soziale und religiöse Ziele ... Dinge, die jedem wirtschaftlichen Fortschrittsdenken glatt zuwiderlaufen." Und weiter: "Heute versteht es sich von selbst, dass auch das Erziehungswesen in den Komplex der Wirtschaft gehört. ... Das Erziehungswesen steht nun gleichwertig neben Autobahnen, Stahlwerken und Kunstdüngerfabriken."
Zu "diesen Ländern" gehört laut OECD auch Deutschland.
Wahre Bildung ist jedoch keine Ware, Schule ist kein Wirtschaftsunternehmen.
Es wird Zeit, mit klarem Blick Wege aus der Misere zu finden.
Humanismus und Aufklärung, Moralität und Sozialität sind zu bewahrende Werte.
Bildung soll zweckfrei sein.
Sie soll Urteilsfähigkeit und Selbstbestimmung fördern.
Sie soll Mitmenschlichkeit fördern.
Sie soll menschliche Individualität und Vielfalt fördern und bewahren.
Sie soll überliefertes Geistesgut weitergeben.
Siehe auch:
Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Jochen Krautz
Irmgard Laaf